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Um eine Induktionsplatte von außen mit einem Mikrokontroller steuern
zu können, hab ich sie mir umgebaut. Eine kleine Zusatzplatine mußte
hinein. Die Platte hatte ich extra ausgewählt, weil sie viel Kraft
hat (3500W) und weil sie für Gastrobetrieb ist und entsprechend
robust, nicht so designmäßig verdorben und daher mit Schrauben
verschlossen statt geklebt. Das ist gut, da kann ich sie aufmachen.
Ich muß die Marke nennen, weil es sonst keinen Sinn macht, die
Umbauanleitung zu beschreiben: es ist eine Hendi-Platte mit manuellem
Einstellknopf.
Die Idee des Umbaus ist, den Drehregler, der auch einen
Ein-/Ausschalter am linken Anschlag hat, elektronisch überbrückbar zu
machen, um dann von außen die Kontrolle über die Platte übernehmen zu
können.
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Der Drehregler ist über einen Stecker angeschlossen, d.h. man kann
eine Platine dazwischenmontieren ohne irgendwas kaputtzumachen.
Warnung: Ein Problem ist, daß die Platte keine ordentliche
Netztrennung hat, d.h. die gesamte Elektronik im Innern steht unter
230V~ – es werden für die 5V-Niederspannungsteile einfach ein paar
Volt abgegriffen, aber es ist halt keine Trennung da. Deswegen muß
man sehr vorsichtig sein, darf beim Testen nichts berühren, und
man muß eine komplette galvanische Trennung der Steuerleitungen
einbauen. Das wird über Optokoppler passieren. Ebenfalls
katastrophal ist es, die Erdung an eine Niederspannungsleitung kommen
zu lassen: das wird den Fehlerstromschalter raushauen und vermutlich
ein paar Brandflecken und kaputte Elektronik hinterlassen. Und
nochmal Vorsicht: die Plattenelektronik steht immer unter Strom,
egal wie der Ein-/Aus-Schalter steht (der gibt nur ein Signal an den
Mikrokontroller der Platte). Also Netzstecker ziehen!
Meine Zusatzschaltung sollte möglichst einfach sein. Sie soll keinen
Zustand speichern, keinen Mikrokontroller haben, usw., denn all das
muß man debuggen und dazu das Gehäuse immer auf- und zuschrauben.
Stattdessen möchte ich eine möglichst einfache Elektronik, die man
separat testen kann, mit wenigen digitalen, parallelen
Steuerleitungen. Z.B. fünf Stück, von denen drei die Leistung
zwischen 0W und 3500W einstellen.
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Das Poti implementiert einen Spannungsteiler: Gnd = 0V = 3500W, Vcc =
5V = 0W. Der Ein-/Ausschalter ist nur ein Steuersignal,
d.h. eigentlich ist die Plattenelektronik immer an, da wird nicht
z.B. 5V tatsächlich abgeschaltet, sondern nur dem Mikrokontroller der
Platte mitgeteilt, ob an oder aus sein soll. D.h. man muß nur einen
minimalen Strom schalten.
Die Schaltung benutzt CD4066 aus der Grabbelkiste, um die Umschaltung
zu machen. Einfache MOSFETs wären auch gegangen. (Ein BJ-Transistor
für das Ein-/Aus-Signal ginge auch, aber für das analoge Signal vom
Poti zur Leistungssteuerung geht das wg. des C-E-Spannungsabfalls
nicht; da muß es MOSFET oder 4066 sein.) Optokoppler trennen die
Eingangssignale von der Plattenelektronik. Ein
Schmitttrigger-Inverter 74HC14 erzeugt saubere 0/1-Signale aus den
Signalen der Optokoppler.
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Die 3 Bits zur Leistungssteuerung werden über ein modifiziertes
R-2R-Widerstandsnetzwerk abgebildet. Modifiziert heißt, daß die
Schaltung sowohl 0V als auch 5V komplett abgeben kann, nicht z.B. nur
7/8*5V, wie das eine Standard-R-2R-Schaltung ergeben würde. Zu sehen
ist das an Bit 2, welches die Grundspannung für das Netzwerk liefert
(normalerweise ist hier dauerhaft Gnd angeschlossen (oder dauerhaft
Vcc, wenn man 0V nicht erreichen will)), und an dem 27k Widerstand am
Ende, der die Spannung etwas anders teilt, so daß eine gleichmäßige
Einteilung in sieben (statt acht) Schritte entsteht. Die Widerstände
schalten so bei gelöschtem Bit 2 die Spannung von 0V Richtung Vcc hoch
und bei gesetztem Bit 2 von Vcc runter Richtung 0V. Die 27k statt 20k
am Ende vermeiden in der Mitte einen doppeltgroßen Spannungsschritt.
Im Schaltplan werden von links nach rechts die folgenden fünf
Signale zum Steuern bereitgestellt: Platte an/aus, Leistung
Bit2..Bit0, Kontrolle übernehmen. Letzteres Signal schaltet den 4066
wie einen Umschalter zwischen manueller Steuerung und Steuerung von
außen um. Nach außen geführt werden müssen sechs Leitungen:
zusätzlich zu den fünf genannten die gemeinsame Kathode der LEDs in
den Optokopplern.
Die LEDs in den Optokopplern sind mit 680R bevorwiderstandet. Man
kann auch mehr nehmen: die Pull-ups sind mit 100k so groß, daß auch
mit 3,3V und 1k Vorwiderstand alles sauber schalten sollte.
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Gelötet wird wie folgt auf einer Lochrasterplatine. Wer mag, darf
ätzen, aber für ein Einzelexemplar tue ich das nie.
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Hier ein Foto von der Schaltung, von oben und von unten. Ich mag
3D-Löten, was man an der Pullup-Reihe sieht. Die 20k-Widerstände hab
ich aus zwei 10k-Widerständen zusammengesetzt. Es sind, völlig
übertrieben, Widerstände mit 0,1% Toleranz. Bei nur 3 Bits reichen
1%-Metallfilmwiderstände schon locker aus. Auch 2%. Auch 5%. Egal.
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Der Stecker, der in meiner Platte verwendet wird, ist ein 4-poliger
„LiPo“-Stecker, wie er im Modellbau vorkommt, genaue Bezeichnung JST B4B-XH-A für die Wannenstecker und JST XHP-4 für das Buchsengehäuse am Kabel. Entsprechend hat der
blaue Klaus sowohl Stecker wie Buchse in der Modellbauabteilung in
kleinen Tütchen.
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Das ganze hab ich an eine Schraube gehängt, mit der der Regler in der
Platte eingebaut ist. Statt der Originalschraube hab ich eine
genommen, die 2mm länger ist, weil die Platine etwa 2mm dick ist.
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Rausgeführt werden die Signale über eine 6-adrige abgeschirmte
Leitung. Als Abschirmung hab ich die Gehäuseerde benutzt.
Durchgeführt wird das Kabel durch die Lüftungsschlitze, so daß ich
nichts bohren oder sägen muß. Ein Messingrohr hab ich dafür
plattgedrückt, so daß es gerade paßt.
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Ans Ende dann irgeneinen Stecker.
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Als Kür hab ich nachträglich noch den Summer abgeklemmt, weil der
immer so blöd piepst. Er kommt mit auf die neue Platine und wird nur
im manuellen Betrieb freigeschaltet. Bei automatischer Steuerung ist
er stumm. Das ist auf dem Schaltplan schon verzeichnet, aber
die Fotos der Platine zeigen diese Modifikation nicht. Ich habe einen
BJ-Transistor benutzt mit Vorwiderstand von 2k2 an der Basis.
Stattdessen hätte man auch einen MOSFET (dann auch ohne Vorwiderstand)
nehmen können, aber meine Grabbelkiste war diesbezüglich grad leer.
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Das geht nicht so einfach, da muß man löten. Man kommt gerade so von
außen an die Lötpunkte dran, wenn man die Platine vorsichtig
etwas hochbiegt, nachdem man eine Schraube gelöst hat. Ich hab die
Platine ansonsten nicht ausgebaut.
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Dummerweise liegen die Anschlußbeinchen des Summers nicht im
0,1-Zoll-Raster, so daß der stattdessen eingebaute Platinenstecker
modifiziert werden mußte. Sieht nicht schön aus...
Das war's. Jetzt kann ich von außen mit einem Atmel AVR die Platte
steuern. Die LEDs der Optokoppler kann man damit direkt treiben.
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